Wenn man als schlanke Person plötzlich bemerkt, dass die Beine, insbesondere die Oberschenkel, breiter werden, oder die Arme kräftiger erscheinen, kann das viele Fragen aufwerfen. Besonders wenn man regelmäßig Sport treibt, stellt sich die Frage: Kommt die Veränderung vom Muskelaufbau oder könnte ein Lipödem im Anfangsstadium (Lipödem Stadium 1) vorliegen? Dieser Beitrag soll aus ärztlicher Sicht Klarheit schaffen und die häufigsten Fragen zu diesem Thema beantworten.
Können auch schlanke Menschen an einem Lipödem erkranken?
Ja, das ist möglich. Lipödem ist eine chronische Fettverteilungsstörung, die nicht ausschließlich übergewichtige Menschen betrifft. Auch schlanke Frauen können davon betroffen sein. Das bedeutet, dass trotz eines schlanken Körpers disproportionierte Fettansammlungen, besonders an den Armen und Beinen, auftreten können. Diese Krankheit wird oft übersehen oder fehldiagnostiziert, besonders bei schlanken Patientinnen.
Woran erkenne ich, ob ich ein Lipödem habe?
Hier sind einige typische Symptome, die auf ein Lipödem hinweisen können:
Disproportionierte Fettverteilung: Übermäßige Fettansammlungen an den Armen und Beinen, die nicht im Verhältnis zum Rest des Körpers stehen.
Druckempfindlichkeit: Die betroffenen Stellen sind oft schmerzhaft und empfindlich auf Druck.
Neigung zu Blutergüssen: Leichtes Auftreten von Blutergüssen ohne ersichtlichen Grund.
Schweregefühl und Schwellungen: Besonders nach langem Stehen oder Sitzen fühlen sich die Beine schwer und geschwollen an.
Symmetrischer Befall: Lipödem betrifft meist beide Beine oder beide Arme symmetrisch.
Schwere, schmerzende Beine: Viele Betroffene klagen über ein ständiges Schweregefühl und Schmerzen in den Beinen.
Wie unterscheide ich zwischen Muskelaufbau und Lipödem?
Wenn Sie regelmäßig im Fitnessstudio trainieren, ist es wahrscheinlich, dass Muskelaufbau zu einer Zunahme des Umfangs der betroffenen Stellen führen kann.
Hier sind einige Unterschiede:
Muskelaufbau: Muskelzuwachs führt zu einer festeren und strafferen Haut. Die Zunahme erfolgt in den Muskeln, nicht im Fettgewebe. Das Gewebe fühlt sich fest an und die Veränderungen sind oft mit einem Gefühl von Kraft und Stärke verbunden.
Lipödem: Die betroffenen Stellen sind weich und oft schmerzhaft bei Berührung. Die Haut kann uneben erscheinen und es kommt häufiger zu Schwellungen. Krankhafte Fettzellen sammeln sich unkontrolliert an und verursachen Schmerzen und Druckempfindlichkeit.
Was kann ich tun, wenn ich vermute, ein Lipödem zu haben?
Arztbesuch: Der erste Schritt sollte immer eine ärztliche Abklärung sein. Ein Facharzt für Phlebologie kann eine genaue Diagnose stellen. Dies ist besonders wichtig, da Lipödem eine ernsthafte Erkrankung ist, die spezifische Behandlungsmethoden erfordert.
Dokumentation der Symptome: Führen Sie ein Tagebuch über Ihre Symptome, um dem Arzt detaillierte Informationen geben zu können. Notieren Sie, wann und wo Schwellungen und Schmerzen auftreten.
Lebensstil anpassen: Eine gesunde und ausgewogene Ernährung sowie regelmäßige Bewegung sind wichtig. Vermeiden Sie jedoch Sportarten, die die Symptome verschlimmern könnten, wie z.B. intensives Laufen. Schwimmen und Radfahren sind oft besser geeignet.
Kompressionstherapie: Das Tragen von Kompressionsstrümpfen kann helfen, die Schwellungen zu reduzieren und den Schmerz zu lindern. Diese sollten von einem Fachmann im Sanitätshaus angepasst werden.
Manuelle Lymphdrainage: Diese spezielle Massagetechnik kann helfen, die Lymphflüssigkeit abzuleiten und die Schwellungen zu reduzieren. Sie sollte von einem ausgebildeten Therapeuten durchgeführt werden.
Psychologische Unterstützung: Da Lipödem auch das Selbstbewusstsein und die psychische Gesundheit beeinträchtigen kann, kann es hilfreich sein, Unterstützung von einem Therapeuten zu suchen.
Wird man beim Arzt „belächelt“?
Viele betroffene Frauen haben die Sorge, dass ihre Symptome nicht ernst genommen werden, besonders wenn sie schlank sind. Es ist nicht ungewöhnlich, dass schlanke Patientinnen befürchten, beim Arzt belächelt zu werden. Diese Angst kann dazu führen, dass sie ihre Symptome herunterspielen oder gar nicht erst zum Arzt gehen.
Gerne möchten wir Ihnen einige unserer Gedanken mit auf den Weg geben:
Ein Plastischer Chirurg, der auf die Behandlung des Lipödems spezialisiert ist, wird Ihre Sorgen ernst nehmen, unabhängig von Ihrem Körpergewicht. Lipödem-Patientinnen, auch schlanke, haben oft lange Leidenswege hinter sich, bevor sie eine richtige Diagnose erhalten.
Selbst wenn die Symptome subtil sind, sollte ein Facharzt in der Lage sein, eine fundierte Diagnose zu stellen. Es ist jedoch wichtig beim Arzt, alle Symptome, einschließlich der Neigung zu blauen Flecken und des abendlichen Schweregefühls in den Beinen, offen anzusprechen.
Die Unsicherheit und Selbstzweifel, die durch Lipödem ausgelöst werden, sollten ebenfalls besprochen werden. Psychologische Unterstützung kann hierbei sehr hilfreich sein.
Sylvia Nikisch
„Es ist nicht ungewöhnlich, dass schlanke Frauen mit Lipödem erst spät diagnostiziert werden, da die Symptome oft fehlinterpretiert werden. Bei Verdacht auf Lipödem führen wir eine gründliche Anamnese und körperliche Untersuchung durch. Eine präzise Diagnose ist entscheidend, um die geeignete Behandlung zu planen. Chirurgische Eingriffe wie die Liposuktion können helfen, die krankhaften Fettzellen zu entfernen und die Lebensqualität deutlich zu verbessern. Es ist wichtig, dass Betroffene wissen, dass ihre Symptome echt und behandelbar sind.“
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Es gibt verschiedene Behandlungsmöglichkeiten für Lipödem-Patientinnen:
Konservative Therapie: Dazu gehören Kompressionstherapie, manuelle Lymphdrainage und eine ausgewogene Ernährung. Diese Methoden können die Symptome lindern, aber die krankhaften Fettzellen nicht entfernen.
Chirurgische Eingriffe: In schweren Fällen kann eine Lipödem-OP (Liposuktion) in Betracht gezogen werden. Hierbei werden die krankhaften Fettzellen operativ entfernt. Diese Methode kann signifikante Verbesserungen bringen, sollte aber sorgfältig mit einem erfahrenen Chirurgen, wie Frau Sylvia Nikisch, besprochen werden.
Fazit
Es ist wichtig, sich bewusst zu machen, dass Lipödem eine ernsthafte Erkrankung ist, die eine fachgerechte Behandlung erfordert. Betroffene Frauen, die unsicher sind, ob ihre Veränderungen durch Muskelaufbau oder ein Lipödem verursacht werden, sollten unbedingt einen Facharzt für Phlebologie oder Plastische Chirurgie aufsuchen. Eine frühzeitige Diagnose und Behandlung können die Lebensqualität erheblich verbessern und das Fortschreiten der Erkrankung verlangsamen.
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